9 Fehler, die Freiberufliche Übersetzer Vermeiden Sollten

success being circled in red-webDieser Artikel wurde zum ersten Mal als „7 Fehler, die Freiberufliche Übersetzer Vermeiden Sollten“ im Dezember 2011 veröffentlicht. Seitdem wurde er überprüft und zwei wichtige Punkte wurden ergänzt. Diese Punkte gehen aus meiner jahrelangen Erfahrung in der Übersetzungsbranche hervor. Der vorliegende Artikel soll informativ sein, aber auch zum Nachdenken anregen. Bitte ignorieren Sie jegliche Punkte, die Sie nicht betreffen!

Es gibt zahlreiche Maßnahmen, die freiberufliche Übersetzer ergreifen können um erfolgreiche Beziehungen mit Kunden aufzubauen, besonders zu Beginn der Beziehung. Wenn Sie die Beziehung auf dem richtigen Fuß beginnen, dann stehen die Chancen gut, dass es auch in Zukunft so weitergehen wird. Selbstverständlich ist die planmäßige und vor allem fristgerechte Anfertigung von hochwertigen Übersetzungen die wichtigste Komponente, wenn es darum geht Ihre Kunden zu beeindrucken. Es gibt vieles was wir von der Zusammenarbeit mit Hunderten von Übersetzern und Kunden über die Jahre gelernt haben. Wir denken, es ist sinnvoll dies mit freiberuflichen Übersetzern zu teilen: die 9 Fehler in diesem Artikel zu vermeiden, wird Ihnen auf Dauer helfen eine Beziehung mit Ihren Kunden aufzubauen und was noch viel wichtiger ist, es wird sicherstellen, dass Sie ein stressfreies und produktives Geschäft führen.

9 Fehler, die Freiberufliche Übersetzer Vermeiden Sollten

Golden-coins-in-soil-with-young-plant-isolated.-Mon  1 – Sich unter Wert verkaufen

Gehen Sie mit dem Preis Ihrer Kerndienstleistung nicht zu weit runter, nur um ein neues Geschäft abzuschließen – egal, ob es ums Übersetzen, Dolmetschen oder Bearbeiten geht. Ihr Angebot würde nur an Wert verlieren und Sie würden einen falschen Eindruck bei Ihrem Kunden hinterlassen. Kostenfreie Probe-Übersetzungen wären zum Beispiel eine Option um Vertrauen zu wecken oder Sie können einen Rabatt für Extraleistungen wie Korrekturlesen, Überprüfung oder Nachbearbeitung gewähren. Ich bin mir darüber bewusst, dass viele Übersetzer empfindlich sind, wenn es darum geht kostenfreie Probe-Übersetzungen anzubieten. Es ist am besten, wenn Sie sich Ihre eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Für einen etablierten Übersetzer ist es einfach aus Prinzip irgendwelche kostenfreien Proben abzulehnen. Hierbei handelt es sich um eine Geschäftsentscheidung, die Sie alleine treffen müssen. Wenn Sie mit dem Preis Ihrer Kerndienstleistung zu weit runter gehen um neue Kunden für sich zu gewinnen, werden Sie diese auf Dauer nur verschmähen; wenn Sie beim ersten Mal weniger berechnen, werden die Kunden das bei einer erneuten Zusammenarbeit wieder erwarten. Außerdem würde die Beziehung womöglich leiden, wenn Sie Ihre Preise (logischerweise) einmal anheben sollten. Die Preisgestaltung ist eins der empfindlichsten und meistdiskutierten Themen. Sie müssen herausfinden was für Sie funktioniert und was Ihren langfristigen Zielen gerecht wird.

2 – Sich nicht trauen dem Kunden Fragen zu stellen Bringen Sie den Verwendungszweck der Übersetzung in Erfahrung, bevor Sie Ihre Arbeit beginnen. Dient sie nur zur Information, ist sie für Werbezwecke oder wird sie veröffentlicht? Wer ist das Zielpublikum? Machen Sie sich keine Sorgen darüber Ihren Kunden Fragen über den Text, den Sie übersetzen sollen, zu stellen: es gibt nichts daran auszusetzen, wenn Sie sich nochmal an den Kunden wenden um sich Klarheit über schwer leserliche oder schwer verständliche Wörter zu schaffen. Die werden Sie nicht weniger zu schätzen wissen, nur weil Sie eine Frage stellen. Stellen Sie jedoch sicher, dass wichtige Fragen nicht erst kurz vor Ihrer Deadline gestellt werden. „Fragen“ sollten niemals als Vorwand für eine Fristverlängerung genutzt werden. Ich würde vorschlagen, dass Sie den Ausgangstext untersuchen sobald Sie ihn von Ihrem Kunden erhalten haben, selbst wenn Sie die Übersetzung erst später angehen.
Das ermöglicht es Ihnen jegliche Fragen zu adressieren, ohne dass die Deadline des Kunden beeinträchtigt wird.

3 – Sich einreden, dass Sie einen Kunden verlieren, wenn Sie ein Projekt ablehnen

Wenn Sie sich mit dem Thema eines Projekts nicht wohlfühlen oder es Ihnen unmöglich ist es fristgerecht zu liefern, haben Sie keine Angst es abzulehnen. Was auch immer Ihr Grund ist, sprechen Sie offen mit Ihrem Kunden darüber und es wird Ihnen helfen eine langfristige Beziehung aufzubauen. Ein Projekt anzunehmen, das Sie nicht richtig übersetzen können oder von dem Sie wissen, dass die Deadline nicht realisierbar ist, wird Ihrer Beziehung mehr schaden als aus einem völlig legitimen Grund abzulehnen. Wenn die Thematik Fachwissen verlangt, über das Sie nicht verfügen, dann empfehlen Sie einen Übersetzer, der sich in der Sprachkombination auf dieses Gebiet spezialisiert hat. Das ist etwas, dass Sie sich im Vorfeld gut überlegen müssen. Stellen Sie sicher, dass sich alle Parteien über die Vereinbarung und Ihre Verantwortung
den anderen gegenüber bewusst sind.

4 – Sich nur bei Ihren Kunden melden, wenn Sie Arbeit
von ihnen benötigen

Nehmen Sie regelmäßig Kontakt mit Ihren Kunden auf. Informieren Sie sie jedes Mal, wenn Sie Neuigkeiten haben, die möglicherweise relevant sein könnten. Erzählen Sie von dem neuesten CAT-System oder der neusten Software, die Sie nutzen oder welche neuen Fähigkeiten Sie seit der letzten Zusammenarbeit erworben haben. Wenn Kunden Sie nach neuen Informationen oder einem aktualisierten Lebenslauf fragen, stellen Sie sicher, dass Sie unverzüglich antworten, selbst wenn es kein Stammkunde ist. So investieren Sie Ihre Zeit sinnvoll. Wenn Sie eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreiben sollen, versichern Sie sich, dass Sie das rechtzeitig machen. Sie werden Ihren Kunden nicht beeindrucken können, wenn Sie nicht auf Nachrichten reagieren und nur Kontakt aufnehmen, wenn Sie Zeit haben und auf der Suche nach Arbeit sind.

5 – Sich für den einzigen Übersetzer des Kunden halten

Übersetzungsfirmen müssen für jede Sprachkombination und jede Thematik mehrere Übersetzer zur Verfügung haben. Sie müssen auch sicherstellen, dass sie für hektische Zeiten, Krankheiten oder Urlaub abgedeckt sind. Dafür werden mehrere Übersetzer für jede Sprachkombination benötigt. Fühlen Sie sich nicht hintergangen, wenn Ihre Kunden mit einem anderen Übersetzer zusammenarbeiten und Sie bitten die Übersetzung zu prüfen oder Korrektur zu lesen, anstatt sie zu übersetzen. Das bedeutet, dass Sie Ihnen vertrauen und Ihre Meinung schätzen. Es ist auch möglich, dass die Projektmanager einer Firma es bevorzugen mit unterschiedlichen Übersetzern zu arbeiten. Es ist am besten deren Entscheidung zu akzeptieren und wenn sich die Chance bietet, seien Sie der beste Übersetzer, mit dem sie je gearbeitet haben.

6 – Sich nicht spezialisieren

Übersetzer müssen in der Lage sein eine Vielzahl von Themen abzudecken. Selbstverständlich werden Sie nach vielen Jahren der Erfahrung Fachkompetenzen und Fachwissen in bestimmten Themengebieten entwickeln. Dieses zusätzliche Wissen wird Sie von den andern Übersetzern abheben. Ihr Spezialgebiet wird Ihnen helfen ein Experte in Ihrem Bereich zu werden und Sie werden der erste Anlaufpunkt für Ihre Kunden. Ihr Spezialgebiet könnte sich ergeben, wenn Sie über längere Zeit an dem gleichen Thema arbeiten oder es ist ein Bereich in dem Sie zuvor gearbeitet haben. Ich kenne beispielsweise ein paar juristische Übersetzer, die zuvor als Anwalt gearbeitet haben. Aufgrund ihres Fachwissens, verlangen sie immer höhere Preise als andere Übersetzer. Manchmal kann ein Spezialgebiet aber auch aus einer persönlichen Leidenschaft hervorgehen. Dafür gibt es zahlreiche positive Beispiele. Ein Übersetzer, der sich leidenschaftlich für die Umwelt, Menschenrechte oder Sport begeistert, kann auch ein Fachübersetzer werden.

Business-card-being-passed-over-between-a-male-and-female-img7 – Sich der Zusammenarbeit und dem Networking mit anderen Übersetzern verweigern

Die Übersetzungsbranche ist global und wir haben alle die gleichen Ziele und begegnen den gleichen Hindernissen, egal wo auf der Welt wir uns aufhalten. Da draußen gibt es zahlreiche Berufsverbände, die Übersetzer unterstützen. Die erfolgreichsten Übersetzer sind die, die ihre Kollegen unterstützen und Informationen teilen. Networking wird dann betrieben, wenn Sie das Büro verlassen und andere Übersetzer treffen. Die meisten bevorzugen es mit Leuten zu arbeiten, die sie kennen und denen sie vertrauen können. Die Zeit, die Sie ins Networking investieren, könnte eine Ihrer besten Investitionen sein und sie könnte zu künftigen Kollaborationen führen.

hands-over-hands-web8 – Sich keinem Berufsverband anschließen

Es gibt eine Menge namenhafte Berufsverbände für professionelle Übersetzer, wie zum Beispiel die britischen Verbände ITI (Institute of Translation and Interpreting) und CIoL (Chartered Institute of Linguists), den amerikanischen Verband ATA (American Translators Association), den deutschen Verband BDÜ (Bundesverband für Dolmetscher und Übersetzer) und viele weitere. Die Mitgliedschaft bei einem solchen Verband wird Sie von der breiten Masse abheben und zeigt, dass Sie die Mitgliedschaftskriterien erfüllen. Die meisten dieser Verbände haben strenge Kriterien, die garantieren, dass das Niveau möglichst hoch bleibt. Außerdem bieten sie ihren Mitgliedern Möglichkeiten zum Networking, unterstützen sie bei der persönlichen Entwicklung und gewähren Rabatte bei Veranstaltungen. Einige haben sogar eine juristische Beratungsstelle, die kostenfrei Ratschläge zu einer Reihe von Rechtsfragen gibt.

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9 – Sich nicht beruflich weiterbilden

Sobald Sie qualifiziert sind und beginnen neue Kunden anzuwerben, erscheint es Ihnen vermutlich unnötig sich beruflich weiterzubilden. Kurzfristig mag das vielleicht rentabel erscheinen, doch auf Dauer kann es ein großes Hindernis für Ihre zukünftige Entwicklung sein. Unsere Branche befindet sich im ständigen Wandel, mit neuen Abläufen, neuen CAT-Systemen und QA-Programmen. Behalten Sie die Neuerungen in der Branche im Auge und wehren Sie sich nicht gegen Veränderungen. Es könnte Sie zum Beispiel Aufträge kosten, wenn Ihre Kollegen die neusten CAT-Systeme nutzen und Sie nicht.

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Über den Verfasser: Levent Yildizgoren ist der Geschäftsführer bei TTC wetranslate Limited. Er ist ein erfahrener Übersetzer und ein PRINCE2-zertifizierter Projektmanager. Levent arbeitet seit 1992 in der Übersetzungsbranche. Er ist Mitglied im Generalrat des Verbands ATC (Association of Translation Companies). Folgen Sie Levent auf Twitter: https://twitter.com/yildizgoren und auf Google+: https://plus.google.com/u/0/+LeventYildizgoren

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